Blast from the past
Ich wußte gar nicht, daß ich noch ein ausgedrucktes Exemplar meine Magisterarbeit herumfliegen habe! Hier ein kleines Beispiel von dem, was ich 1994 irgendwann mitten in der Nacht zusammengeschrieben habe:
Glossar:
seppuku -- im Westen eher unter der inkorrekten Lesung 'harakiri' bekannt.
kata -- Schritt, Schritte; also die Elemente, aus denen jede japanische Kunst, vom Blumenstecken bis zur Kampfkunst, zusammengesetzt sind.
bushidô -- 'Weg des Samurai', also die Ethik und Fertigkeiten, die das Leben der japanischen Kriegerkaste ausmachten.
Denn der seppuku ist der Zentralpunkt von dem, was man die Ethik der Verbissenheit nennen könnte; der Ruhm des schönen, ehrenhaften Todes ergibt sich durch die ultimative und lethale Ausführung der erlernten kata in der Kunst, ein Samurai zu sein. Und die kata waren es, die den Sieg in der geschichtlichen Entwicklung des bushidô davontrugen. Denn wieso soll man eine rationale, an Realitätswahrheit und Schlüssigkeit orientierte Verhaltensweise postulieren, wenn man mit blindem Gehorsam und brüllendem Voranstürmen das selbe Ergebnis erzielen kann, ohne in die Verlegenheit zu kommen, den Untergebenen eventuell dumme Fragen beantworten zu müssen? Die Ethik der Verbissenheit folgt den kata, die per se nicht in Frage gestellt werden dürfen, während ein Samurai, der sein Verhalten mit seiner Rationalität motiviert, in der Lage wäre, Fragen zu stellen, wenn ihn auch in den meisten Fällen seine auf seiner Vernunft fußende Höflichkeit davon abhalten würde, diese Fragen tatsächlich zu formulieren. Hier öffnet sich die zynische Aussicht, daß der japanische Wirtschaftserfolg, der den Westen in jüngster Vergangenheit so ungemein erschreckt hat, auf dem Umstand beruht, daß man seinen Untergebenen eben keine Erklärungen schuldig ist, sondern einfach nur erwartet, daß sie genau erfüllen, was man von ihnen erwartet und was die kata ihnen vorschreiben. Wenn das Festhalten an einem solchen System der eklatanten, angewandten Unlogik innerhalb des Netzes der Weltwirtschaft einen derartigen Erfolg erzielen, dann wirft dies ein sehr schlechtes Licht auf dieses Netz, und auf die Menschheit im Allgemeinen.Nazgul, frag mich am Wochende danach. Wirklich! Du willst es lesen, denn danach verstehst du besser, was du da machst und auch, warum deine Meister manche Sachen nicht wirklich erklären.-
Glossar:
seppuku -- im Westen eher unter der inkorrekten Lesung 'harakiri' bekannt.
kata -- Schritt, Schritte; also die Elemente, aus denen jede japanische Kunst, vom Blumenstecken bis zur Kampfkunst, zusammengesetzt sind.
bushidô -- 'Weg des Samurai', also die Ethik und Fertigkeiten, die das Leben der japanischen Kriegerkaste ausmachten.
nazgulnr5,
Dienstag, 28. Juli 2009, 18:49
Ja? Jemand hat gerufen?
Ja, ich würde es sehr gerne lesen!
Ich glaube zwar, der Montagsmeister erklärt deshalb nicht, weil es ihm so beigebracht wurde, aber vielleicht erfahre ich ja warum.
Ja, ich würde es sehr gerne lesen!
Ich glaube zwar, der Montagsmeister erklärt deshalb nicht, weil es ihm so beigebracht wurde, aber vielleicht erfahre ich ja warum.
sethos,
Dienstag, 28. Juli 2009, 19:47
Ja, das wirst. Das hat mit dieser elenden Verbissenheit zu tun, die man sich damals auf die Fahnen schrieb, um zu rechtfertigen, warum im tiefsten Frieden eine komplette Kriegerkaste weitermachte wie bisher, anstatt anzufangen, was Nützliches zu tun...
nazgulnr5,
Dienstag, 28. Juli 2009, 18:53
bushidô, nicht zu verwechseln mit bullshido. Letzteres wird von selbsternannten Großmeistern in sogenannten McDojos gelehrt.
sethos,
Dienstag, 28. Juli 2009, 19:48
Das waren diese Fuzzies zwei Wiesen weiter, die so taten, als würden sie sich mit ihren shinais meucheln?