Rückschritt
sethos | 03. Januar 10 | Topic 'WTF World??'
Der Nazgul wollte Blut sehen nach der Überdosis an Ommas, denen er an Weihnachten ausgesetzt war; also haben wir aus Beständen ein relativ unspektakuläres Filmchen mit dem Titel 'Der 13. Krieger' angeguckt. Blut floß reichlich. Ekligere Dinge auch...
Nunja, was mir aber an der eigentlich harmlosen Beowulf-Neuinterpretation (das Monster wird zu einem Stamm überiggebliebener Steinzeitmenschen) beim Wiedersehen so auffiel, war die Perspektive. Wir sehen diese Wikinger (frühe Angelsachsen, whatever) aus der Perspektive eines zivilisierten Menschen dieser Zeit, den es unter die Barbaren verschlägt. Dieser zivilisierte Mensch, dargestellt vom einzigen 'Star' unter der Besetzung, nämlich Antonio Banderas, ist -- ein muslimischer Araber aus Bagdad.
1999, als der Film gemacht wurde, hatte keiner irgendwelche Zweifel, daß sich das Publikum mit einem Araber identifizieren kann, der Schweinefleisch und Alkohol ablehnt (keine gute Idee bei einem Wikingerbankett, da bleibt nix übrig, was man zu sich nehmen kann!) und vor der letzten Schlacht seine Waffen ablegt und knieend zu Allah betet. Natürlich konnte das Publikum -- die Wikinger sind Vollbarbaren, und man lernt nur langsam, ihre primitiven abergläubischen unappetitlichen Gebräuche zu akzeptieren und sie auch als Menschen zu sehen. Das ist es, was den Film überhaupt interessant macht.
Irgendetwas sagt mir, daß kein Hollywood-Studio jetzt, gut 10 Jahre später, diesen Film noch machen würde, Michael Crichton oder nicht. Oder sie würden aus dem muslimischen Araber einen christlichen byzantischen Griechen machen. Moslem aus Bagdad als Identifikationsfigur -- geht gar nicht!
Ich empfinde das als Rückschritt, und fand es interessant, daß mir das auffiel. Viel zu leicht unterliegt man doch der jeweils herrschenden Memetik, und übernimmt Vorurteile, die man täglich in SPON und Telepolis sieht. War deshalb doch gut, den Film mal wieder anzugucken. Für mich -- für den Nazgul ging es darum, den Kopf zu schütteln und zu sagen 'Raue Sitten!', wenn das Blut floß. Oder das eklige Wasser... **grins**
Heute gucken wir 'Doom'.-
ETA: Telepolis scheint doch auch umzuschwenken. Ich habe mal wo gelesen, die Absonderung und Verschleierung der Frauen sei etwas, was die Araber und Türken von den byzantinischen Griechen übernommen haben. Womit wir wieder beim Thema wären -- die waren nämlich nicht anders.-
Nunja, was mir aber an der eigentlich harmlosen Beowulf-Neuinterpretation (das Monster wird zu einem Stamm überiggebliebener Steinzeitmenschen) beim Wiedersehen so auffiel, war die Perspektive. Wir sehen diese Wikinger (frühe Angelsachsen, whatever) aus der Perspektive eines zivilisierten Menschen dieser Zeit, den es unter die Barbaren verschlägt. Dieser zivilisierte Mensch, dargestellt vom einzigen 'Star' unter der Besetzung, nämlich Antonio Banderas, ist -- ein muslimischer Araber aus Bagdad.
1999, als der Film gemacht wurde, hatte keiner irgendwelche Zweifel, daß sich das Publikum mit einem Araber identifizieren kann, der Schweinefleisch und Alkohol ablehnt (keine gute Idee bei einem Wikingerbankett, da bleibt nix übrig, was man zu sich nehmen kann!) und vor der letzten Schlacht seine Waffen ablegt und knieend zu Allah betet. Natürlich konnte das Publikum -- die Wikinger sind Vollbarbaren, und man lernt nur langsam, ihre primitiven abergläubischen unappetitlichen Gebräuche zu akzeptieren und sie auch als Menschen zu sehen. Das ist es, was den Film überhaupt interessant macht.
Irgendetwas sagt mir, daß kein Hollywood-Studio jetzt, gut 10 Jahre später, diesen Film noch machen würde, Michael Crichton oder nicht. Oder sie würden aus dem muslimischen Araber einen christlichen byzantischen Griechen machen. Moslem aus Bagdad als Identifikationsfigur -- geht gar nicht!
Ich empfinde das als Rückschritt, und fand es interessant, daß mir das auffiel. Viel zu leicht unterliegt man doch der jeweils herrschenden Memetik, und übernimmt Vorurteile, die man täglich in SPON und Telepolis sieht. War deshalb doch gut, den Film mal wieder anzugucken. Für mich -- für den Nazgul ging es darum, den Kopf zu schütteln und zu sagen 'Raue Sitten!', wenn das Blut floß. Oder das eklige Wasser... **grins**
Heute gucken wir 'Doom'.-
ETA: Telepolis scheint doch auch umzuschwenken. Ich habe mal wo gelesen, die Absonderung und Verschleierung der Frauen sei etwas, was die Araber und Türken von den byzantinischen Griechen übernommen haben. Womit wir wieder beim Thema wären -- die waren nämlich nicht anders.-