Kontraproduktiv
Assange lebte und arbeitete im Frontline Club im Zentrum Londons, bevor er mit einer Frau zusammenzog.
[[von hier]]

Das massive Gefühl von 'WTF??', das mich beim Lesen dieser Zeilen überkam, drückt sich am besten in einem offenen Brief aus:

Lieber Julian Assange,

es ist natürlich massiv cool, um die Welt zu reisen, von allen möglichen Regierungen verfolgt zu werden, überall jeden Abend in den Fernsehnachrichten zu sein, von den blöderen Ammis mit allen möglichen lächerlich-dramatischen Flüchen und Drohungen belegt zu werden, und dabei telegen auszusehen wie das Leiden Christi in Öl, jetzt mit extra piekender Dornenkrone.

Damit kann man jede Menge Weiber aufreißen.

Das gönnen wir Ihnen alles völlig neidlos.

Aber bitte, bitte lassen Sie das mit den Weibern, bis der Richtig Große Hammer[TM], wegen dessen die weniger blöden Ammis hinter Ihnen her sind, endlich draußen ist. Man wird Ihnen einen Strick draus drehen, und dieser Strick könnte die Veröffentlichung wirklich wichtiger Dinge zu Fall oder in Verruf bringen.

Es geht hier um die Sache, und die Sache ist wichtig, für die gesamte Weltöffentlichkeite, für uns alle.

Keine Weiber. Bitte! Wirklich nicht!

Mit freundlichen Grüßen,
Sethos
(in Namen der interessierten Öffentlichkeit))


P.S.: Sie würden auch Island enttäuschen, wo man sich so sehr für Sie und Ihre Institution stark macht. Wenn alles vorbei ist und WikiLeaks wieder zum normaleren Tagesgeschäft zurückkehrt, dann findet sich bestimmt eine richtig interessante Isländerin. Oder mehrere. Glauben Sie mir. Die stehen schon Schlange. Ganz bestimmt! Nur jetzt müßten Sie sich halt für eine Weile zurückhalten...

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sid, Mittwoch, 8. Dezember 2010, 15:49
Bei uns wurde auch schon angedacht Asyl zu gewähren.

sethos, Mittwoch, 8. Dezember 2010, 16:30
Nur hinkommen müßte der Mann erstmal, was im Moment etwas schwierig sein dürfte, weil er in London oder der Nähe davon im Knast sitzt, weil er irgendwelche Probleme mit schwedischen Ladies hat. Ansonsten würde Wien sicherlich gut zu ihm passen. Da gibts auch jede Menge interessante österreicherische Ladies. Erm.

Warum macht sich jemand, der sich freiwillig gemeldet hat, die Gallionsfigur für eine so wichtige und neuartige Organisation abzugeben, dann mit "Weibergeschichten" (= eigentlich irrelevantem Privatkram) derartig angreifbar??? Das ist es, was ich im Moment nicht in den Kanopenkrug kriege, wo mein Hirn drin ist.

Wenn du private Probleme hast, aber öffentlich etwas darstellst, dann wird dir jemand einen Strick draus drehen, um der Sache, für die du in der Öffentlichkeit stehst, zu schaden. Das ist schon seit Jahrtausenden so.

Earth to Julian Assange: We are mean and evil here, yo!

jean stubenzweig, Mittwoch, 8. Dezember 2010, 20:13
Ohne daß ich gutheißen möchte, was da vorgefallen sein mag oder kann, wie mir das Privatleben dieses Herrn samt seiner Damen überhaupt schnurz ist, möge jeder auf seine Weise glücklich werden – aber eben: Privatleben. Die (Be-)Schreibungen allüberall ließen auch den Schluß zu, daß er nichts anderes hatte als, genau: Privatleben, und selbiges eben über seine mittlerweile politische Prominenz an die Öffentlichkeit gezerrt wird. Das scheint mir, um so etwas metaphernhaft Heiliges in Erinnerung zu rufen, seine Crux. Sie meinen doch nicht etwa, ohne diese ganzen Ereignisse hätte sich irgendwann jemand für dessen Sexualleben interessiert? Ich vermute, nicht einmal eine schwedische Staatsanwältin hätte Vollzugsbedarf angemeldet; gleichwohl die Gesetzgebung dort tatsächlich pietistische oder auch versteckt evangelikale Züge angenommen hat.

sethos, Mittwoch, 8. Dezember 2010, 20:42
Nein, nur wegen seiner Prominenz, das ist klar.

Deshalb hätte der gute Mann sich ja auch zurückhalten sollen; der müßte doch wissen, daß genau das passieren würde, was Sie da sagen.

Und in London war er schon wieder bei irgendeiner Frau eingezogen! Ja lernt der das denn nie!?!

jean stubenzweig, Mittwoch, 8. Dezember 2010, 20:57
Ach du meine Güte, die Triebe, die Triebe, am Ende hat auch er nur ein Ziel. Auch ich hatte eine Zeit, in der ich ständig irgendwo einzog und wieder ausgezogen wurde. Zugestandenermaßen interessierten sich die Medien (früher hieß das Presse) nicht so sehr dafür.

sethos, Mittwoch, 8. Dezember 2010, 21:13
Sie waren aber nicht Gallionsfigur und offizieller Blitzableiter einer hoch kontroversen Medien-Organisation. Da sollte man sich doch ein bißchen am Riemen reißen können.

Zielerreichung dieser Art ist in dem Kontext einfach nicht zielführend.

Natürlich ist es natürlich, ein Privatleben zu haben. Auch wenn es eines ist, wo man ständig irgendwo einzieht und dann wieder ausgezogen wird. Was passiert, wenn man größeren Mengen an Leuten ein Privatleben systematisch verbietet, hat ja dieses Jahr die katholische Kirche anschaulich vorexerziert.

Doch sobald man für eine Sache im Rampenlicht steht, sollte die Sache wichtiger sein. Da lohnt sich so ein Risiko nicht.

Und schon gar nicht, in London gleich wieder beim nächsten Schneck einzuziehen.

jean stubenzweig, Mittwoch, 8. Dezember 2010, 21:29
Nun gut, ich akzeptiere Galionsfigur, Blitzableiter, hoch kontroverse Medien-Organisation, Rampenlicht usw. Ich gebe Ihnen insofern recht, als er irgendwann Verantwortung übernommen hat, und sei es in dieser Form von Familie. Da mag es noch so anstrengend sein.

sethos, Mittwoch, 8. Dezember 2010, 21:54
Da mag die Damenwelt noch so verlockend sein. Die Verantwortung ist wirklich wichtiger...