Wahnsinnswetter
sethos | 11. Dezember 10 | Topic 'Manchmal MUSS man übers Wetter reden!'
In München tobt dieser Tage ein heftiger Kampf -- zwischen Föhn und Winter.
Nachdem am späten Sonntag Abend der Föhn einmarschiert war und das Kommando über die Stadt übernommen hatte (woraufhin sämtliche, über Wochen angelegte Schneevorräte des Winters binnen Tagen zum völligen Abschmelzen gebracht wurden, auch unter Einsatz eher dramatische Dachlawinen etc.), kehrte der Winter in der Nach von Mittwoch auf Donnerstag überraschend zurück. Zwischen Mitternacht und Mittag fiel die Temperatur von 12,5° auf unter den Gefrierpunkt; für reichlichen Nachschub an Schnee war generalsstabsmäßig gesorgt.
Völlig überraschend nahm jedoch der Föhn letzte Nacht die Stadt im Handstreich ein. Die charakteristischen schweren Tropf-Geräusche abtauenden Schnees auf trendigen Metalbalkonen erfüllen wieder die gentrifizierten Stadtteile. Das Füllen von Schneeschüsseln zu Katerunterhaltung ist unter den veränderten Kräfteverhältnissen schon gar nicht mehr möglich.
Vergeblich fordern Münchner Bürger eine Einstellung der meteorologischen Auseinandersetzungen auf ihrem Stadtgebiet. Beide Konfliktparteien betonen, daß München durch seine sonst so vorteilhafte geographische Lage dazu prädestiniert ist, im Laufe der Geschichte immer wieder zum Schlachtfeld der widerstreitenden Winde zu werden.-
Nachdem am späten Sonntag Abend der Föhn einmarschiert war und das Kommando über die Stadt übernommen hatte (woraufhin sämtliche, über Wochen angelegte Schneevorräte des Winters binnen Tagen zum völligen Abschmelzen gebracht wurden, auch unter Einsatz eher dramatische Dachlawinen etc.), kehrte der Winter in der Nach von Mittwoch auf Donnerstag überraschend zurück. Zwischen Mitternacht und Mittag fiel die Temperatur von 12,5° auf unter den Gefrierpunkt; für reichlichen Nachschub an Schnee war generalsstabsmäßig gesorgt.
Völlig überraschend nahm jedoch der Föhn letzte Nacht die Stadt im Handstreich ein. Die charakteristischen schweren Tropf-Geräusche abtauenden Schnees auf trendigen Metalbalkonen erfüllen wieder die gentrifizierten Stadtteile. Das Füllen von Schneeschüsseln zu Katerunterhaltung ist unter den veränderten Kräfteverhältnissen schon gar nicht mehr möglich.
Vergeblich fordern Münchner Bürger eine Einstellung der meteorologischen Auseinandersetzungen auf ihrem Stadtgebiet. Beide Konfliktparteien betonen, daß München durch seine sonst so vorteilhafte geographische Lage dazu prädestiniert ist, im Laufe der Geschichte immer wieder zum Schlachtfeld der widerstreitenden Winde zu werden.-
jean stubenzweig,
Samstag, 11. Dezember 2010, 17:41
sethos,
Samstag, 11. Dezember 2010, 18:55
Oh, eine sehr schöne Erklärung! Danke für den Link.
Und diese kalten Luftmassen und der Föhn, die zerren sich also die ganze Zeit hier hin und her? Der Rest des Landes hat 'OMG Schneechaos', und bei uns fließt das hin und her?
Und diese kalten Luftmassen und der Föhn, die zerren sich also die ganze Zeit hier hin und her? Der Rest des Landes hat 'OMG Schneechaos', und bei uns fließt das hin und her?
jean stubenzweig,
Samstag, 11. Dezember 2010, 21:26
Sie scheinen noch nicht allzu lange im (oder beim) Städtchen angesiedelt zu sein.
Die ersten sechs, sieben Jahre, es mögen auch acht gewesen sein, habe ich alle ausgelacht, diese Spinner mit ihrem Föhn. Bis er dann auch mich mit- und sozusagen hinriß. Der Mistral scheint mir harmlos dagegen, der ist hart, gegen den meint man sich wappnen zu können. Aber dieser warme Bergewind schleicht sich langsam ein; ein Mediziner hat es mal versucht, mir zu erklären, bevor es losging.
Zum ersten Mal spürte ich ihn, als ich an einer Ampel in der Georgenstraße begann, bei Grün anzuhalten und bei Rot loszufahren. Der kann in einem das Gefühl weit über das des Restalkohols auslösen. Und nachdem ich irgendwann beabsichtigte, mittels Fön das Badewasser nachzuwärmen, nach diesen geradezu psychogenen Erfahrungen habe ich's dann auch so gehandhabt: Wenn er kam, dann habe ich mich in mein Stammcafé gesetzt, still lächelnd nacheinander meine Gläschen oder Karaffen oder Fässer Rotwein (aus-)getrunken und mich anschließend von einer Taxifahrerin ins Bettchen betten lassen.
Die ersten sechs, sieben Jahre, es mögen auch acht gewesen sein, habe ich alle ausgelacht, diese Spinner mit ihrem Föhn. Bis er dann auch mich mit- und sozusagen hinriß. Der Mistral scheint mir harmlos dagegen, der ist hart, gegen den meint man sich wappnen zu können. Aber dieser warme Bergewind schleicht sich langsam ein; ein Mediziner hat es mal versucht, mir zu erklären, bevor es losging.
Zum ersten Mal spürte ich ihn, als ich an einer Ampel in der Georgenstraße begann, bei Grün anzuhalten und bei Rot loszufahren. Der kann in einem das Gefühl weit über das des Restalkohols auslösen. Und nachdem ich irgendwann beabsichtigte, mittels Fön das Badewasser nachzuwärmen, nach diesen geradezu psychogenen Erfahrungen habe ich's dann auch so gehandhabt: Wenn er kam, dann habe ich mich in mein Stammcafé gesetzt, still lächelnd nacheinander meine Gläschen oder Karaffen oder Fässer Rotwein (aus-)getrunken und mich anschließend von einer Taxifahrerin ins Bettchen betten lassen.
sethos,
Samstag, 11. Dezember 2010, 21:36
Ich bin seit 1986 hier. Und habe heute nach Abfassung dieses Eintrags den restlichen Nachmitag auf meinem Divan verpennt, bis sich Mephisto hinstellte und laut brüllte, was gut war, weil ich noch einkaufen mußte & das Katzentrockenfutter alle war...
Und nein, föhnfühliger als das bin ich eigentlich nicht. Ich bin allerdings auch nicht die Sorte Mensch, die immer meint, wichtig zu sein und funktionieren zu müssen.
Und nein, föhnfühliger als das bin ich eigentlich nicht. Ich bin allerdings auch nicht die Sorte Mensch, die immer meint, wichtig zu sein und funktionieren zu müssen.
petersilie,
Freitag, 17. Dezember 2010, 08:38
Dank dem Herrn Stubenzweig für diesen link, und endlich habe ich mal kapiert, wie so ein Föhn funktioniert.
Ich reagiere ja schon bei kleinsten Wetterlagen wetterfühlig, und das, wo wir in LeDorf nicht mal sowas wie Wetterlagen haben.
In meinem Fall verhält es sich so, dass ich einfach nicht sehr gut bin im Rumsitzen-und-an-die-Wand-starren, mich derartige Malaisen aber leider dazu verdammen, woraufhin ich nach spätestens drei Stunden das Gemüt einer magenkranken Vogelspinne entfalte - zum Leidwesen meiner Mitmenschen und -katzen.
Wie schön, wenn man mit dem Wetter nicht mitfühlen muss, das ist ein echter Luxus, den Sie da haben.
Seit heute nacht versaufen wir im Schnee. Wegen diesem Mist bin ich momentan vom Schneeschieben befreit, will heißen: Wenn der Ungatte Frühschicht hat, ist das normalerweise mein Job - aber heute ist er extra früher aufgestanden und wissen Sie was...? Gerade als er schneeschippen wollte, da war schon gefegt, und zwar das ganze lange Haus entlang. Entweder der Nachbar meint es gerade extrem gut mit uns (warum nur?) oder wir haben Heinzelmännchen...
Ich reagiere ja schon bei kleinsten Wetterlagen wetterfühlig, und das, wo wir in LeDorf nicht mal sowas wie Wetterlagen haben.
...Ich bin allerdings auch nicht die Sorte Mensch, die immer meint, wichtig zu sein und funktionieren zu müssen.Wichtig bin ich auch nicht, es ärgert mich trotzdem kolossal, wenn ich zwei Tage dahänge, wie ein Schluck Wasser in der Kurve, das Gefühl nicht loswerde, ein geschwollenes Gehirn dränge ständig zur Fontanelle ins Freie, obwohl da a.) kein wirklicher Ausgang ist und b.) ich anzweifle, dass sich das Gehirn außerhalb des Kopfes tatsächlich wohler fühlen würde.
In meinem Fall verhält es sich so, dass ich einfach nicht sehr gut bin im Rumsitzen-und-an-die-Wand-starren, mich derartige Malaisen aber leider dazu verdammen, woraufhin ich nach spätestens drei Stunden das Gemüt einer magenkranken Vogelspinne entfalte - zum Leidwesen meiner Mitmenschen und -katzen.
Wie schön, wenn man mit dem Wetter nicht mitfühlen muss, das ist ein echter Luxus, den Sie da haben.
Seit heute nacht versaufen wir im Schnee. Wegen diesem Mist bin ich momentan vom Schneeschieben befreit, will heißen: Wenn der Ungatte Frühschicht hat, ist das normalerweise mein Job - aber heute ist er extra früher aufgestanden und wissen Sie was...? Gerade als er schneeschippen wollte, da war schon gefegt, und zwar das ganze lange Haus entlang. Entweder der Nachbar meint es gerade extrem gut mit uns (warum nur?) oder wir haben Heinzelmännchen...
sethos,
Freitag, 17. Dezember 2010, 16:00
Das ist aber wirklich nett von dem Nachbarn! Vielleicht hat der mitgekriegt, daß es Ihnen nicht gut geht, und da das doch Ihr Job zu sein pflegt, hat er's einfach auch gemacht?
Außerdem gibt es Leute, denen macht das Spaß. Die schippen einfach gerne Schnee. Früher, als ich noch ein kleiner Hüpfer war (und die Sphinx eine noch kleinere Hüpferin), da haben wir das in den Weihnachtsferien am Haus unserer Großmutter gemacht, wenn halt Schnee war. Das konnte ich stundenlang machen und dabei so richtig schön nachdenken. Da habe ich freudig die ganze Straße freigeschippt, und alle Gartenwege auch noch.
Hier versaufen wir auch; aber für Anfang nächster Woche ist eine große, entscheidende Gegenoffensive vom Föhn angekündigt, der laut wetter.com die Temparaturen so richtig hochtreiben soll. Hier schneit es auch noch, aber es drippt auch schon wieder. Die Schlacht tobt gerade mit voller Intensität.
Außerdem gibt es Leute, denen macht das Spaß. Die schippen einfach gerne Schnee. Früher, als ich noch ein kleiner Hüpfer war (und die Sphinx eine noch kleinere Hüpferin), da haben wir das in den Weihnachtsferien am Haus unserer Großmutter gemacht, wenn halt Schnee war. Das konnte ich stundenlang machen und dabei so richtig schön nachdenken. Da habe ich freudig die ganze Straße freigeschippt, und alle Gartenwege auch noch.
Hier versaufen wir auch; aber für Anfang nächster Woche ist eine große, entscheidende Gegenoffensive vom Föhn angekündigt, der laut wetter.com die Temparaturen so richtig hochtreiben soll. Hier schneit es auch noch, aber es drippt auch schon wieder. Die Schlacht tobt gerade mit voller Intensität.