Ausgemustert 2 - der Kreative
Heute war mal wieder ein bedauernswertes Exemplar in der S-Bahn zu besichtigen. Es ist immer traurig, zu sehen, wenn solche Gestalten in den Resten ihrer einstigen Pracht herumlaufen.

Diesmal war es ein ex-Kreativer, auch so um die 50.

Er trug einen neckischen Daumenring, eine Buntbrille mit ohne Rand oben (ca. 2001) und eine Jacke - oh Gott, ein schwer merkwürdiges Konstrukt aus grober grauer Rohseide und schwarzem Leder, plusterig und mit riesigen Schulterpolstern, das vielleicht Dean Stockwell um 1990 herum in seiner Rolle als Al in 'Quantum Leap' hätte tragen können, aber sonst überhaupt niemand in der gesamten Menschheitsgeschichte.

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schlotte, Mittwoch, 27. Juni 2007, 20:47
und die ärmel? waren sie auch ein bisschen hochgekrempelt?und weisse socken dazu?schuhwerk:slipper mit neckischen bommeln?das hätte doch das outfit gekrönt.
:-)))

sethos, Mittwoch, 27. Juni 2007, 20:51
Die Ärmel waren unten umgeschlagen, und die ganze Jacke machte den Eindruck, viel zu geräumig zu sein, als ob der Kreative in den frühen 90ern besser im Futter und/oder im Krafttraining gestanden hätte.

Dazu trug er Jean und Jeanshemd, und las die 'az'. Schuhe oder Socken sind mir nicht weiter aufgefallen; er hatte wohl welche an, denn das Fehlen wäre mir aufgefallen.

petersilie, Mittwoch, 27. Juni 2007, 21:04
Das halte ich für einen Trugschluss. Denn jedesmal, wenn ich so ein schickes Teil vom Ungatten in die Altkleidertonne befördern will (es gibt da so eine hellgelbe Altherren-Lac*ste-Strickjacke mit Schalkragen und vier geknoteten Lederknöpfen am Bauch, die mir schon jahrelang ein Dorn im Kleiderschrank ist...) bekomme ich zur Antwort: "Die ist doch noch gut...das war mal voll 'in'!"
Neulich habe ich ihn genötigt, die mal überzustreifen, und was soll ich sagen: Da hätte ich bequem noch mit drin Platz gehabt. Die kann man nicht mal mehr zum Rasenmähen im Garten anziehen, weil, da tritt man(n) wahrscheinlich drauf.

Das war einfach die Mode, zwischen 1988 und 1993, denn der Ungatte dürfte heute besser, zumindest aber genau so gut, im Futter stehen, wie damals.

Und ich gebe ihm Recht. Das war voll 'in'. War...!

sethos, Mittwoch, 27. Juni 2007, 21:18
Ich weiß nicht. Ich habe zwischen 1988 und 1993 auch gelebt; ich weiß sogar ziemlich genau, was ich getan habe: ich habe Finnland entdeckt!

Und abgesehen von einer Lederjacke, die mir 1991 in London geklaut worden ist (voll bizarre Geschichte übrigens!) habe ich nie ein Kleidungsstück besessen, das Dean Stockwell in seiner Rolle als Al in 'Quantum Leap' hätte anziehen können.

Also, nicht daß ich ich erinnern würde. Beziehungsweise, wie war das mit der abgesäbelten Frackjacke, die es beim Altkleiderstand neben der Mensa gab...

Oh, ich glaube, ich höre lieber ganz schnell auf, darüber nachzudenken!!

petersilie, Donnerstag, 28. Juni 2007, 09:39
Aha!

Ich persönlich besaß einen schwedischen Armeemantel von Vordemkrieg - sah original wie Luftwaffe Imkrieg aus - und für den Herbst und das Frühjahr eine schweizer Armeejacke (Blousonartig gekürzt), schwarz eingefärbt. Dazu Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen. Die Leute fragten immer, wo denn die Klamotten mit dem bisschen Petersilie hinwollen.

Kurzum, wir alle hatten doch ein paar (Geschmacks-) Leichen im Keller im Kleiderschrank. HATTEN!

Aber es ist, wie dieser blinde Sänger (nicht Stevie Wonder, der andere) trällert: Time to say Goodbye, irgendwann ist doch auch mal Schluss, mit Aufheben!

sethos, Donnerstag, 28. Juni 2007, 10:59
Völlig! Weg damit! Ich stimme zu!

Ich glaube, das einzige Kleidungsstück aus der Zeit, das ich noch habe, ist ein weinrotes Sweatshirt ohne irgendwelchen modischen Firlefanz, von bestechender Schlichtheit und sentimentalem Wert. Alles andere ist glücklicherweise meinen drei Umzügen seither zum Opfer gefallen, auch die abgeschnittene Frackjacke. Und jene schwarze Lederjacke mit dem changierend roten Innenfutter wurde mir eh damals in London geklaut. Und andere herausragende, Al-taugliche Stücke, die mich heute wie ein traurige Gestalt und ein fashion victim von vor 15 Jahren aussehen lassen würden, habe ich nicht gehabt. Zumindest nicht, daß ich mich jetzt erinnern würde.