Sechs seltsame Sachen seitens Sethos
Die Lady Petersilie hat mir das Mem weitergereicht, also werde ich mal paar Seltsamkeiten ausspucken.

1. Ich bin furchtbar unbeständig in meinen Interessen und renne in raschem Wechsel seltsamen Dingen hinterher. Tiefgang ist nicht mein Ding. Meine Aufmerksamkeit richtet sich innerhalb weniger Monate mit gleicher Faszination auf Charlotte Gainsbourg, Rasputin, Torchwood, Nurejew, Bollywood, den Berg Athos, Dean Stockwell oder Adam Green.*

2. Ich hasse die Hitze, aber kann relativ beliebig Kälte aushalten. Jedes Jahr bekomme ich viel Geld von der Heizungsabrechnung zurück. Im Sommer trinke ich ein scheußliches Gebräu mit isotonischem Salzgehalt, um überhaupt zu funktionieren.

3. Ich hasse Hausarbeit. Ich hätte am liebsten ganz auf die Altägyptische eine Sklavin oder einen Sklaven. Aber ich hasse Unordnung noch ein ganz kleines Bißchen mehr. Der Umstand, daß der Kater den Staubsauger haßt, fördert diese Dichtomie natürlich noch weiter.

4. Für einen vielschwätzenden Blogger, der freudig auf Deutsch hier und auf Englisch auf LiveJournal postet, bin ich in manchen Dingen extrem zurückhaltend. Über eine ganze Menge Sachen rede ich einfach nicht. Deshalb fallen jede Menge interessante Seltsamkeiten für dieses Mem schon mal weg.

5. Bei mir gibt es keine bloße Deko - alles, was ich an der Wand hängen habe, ist mit einer Geschichte verbunden, und meinstens ist es eine lange und komplizierte Geschichte.

6. Ich kann nicht gleichzeitig Japanisch und Finnisch. Nur eins auf ein Mal. Es ist mir nicht möglich, beide Sprachen gleichzeitig in den Arbeitsspeicher zu laden.

*Und ich glaube nicht, daß irgendwer all diese Namen und Begriffe ganz ohne Wikipedia sofort unterbringt. Dazu sind allein meine temporären Interessent schon zu seltsam.

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gutemine, Mittwoch, 28. Februar 2007, 09:38
zu 1 : das glaube ich nicht so wirklich :-) ...kein Tiefgang -- tssstsss, eher umfassend interessiert :-)

zu 5 : das klingt spannend, Bilder ? + Geschichten ?

sethos, Mittwoch, 28. Februar 2007, 11:57
zu 1.: alles, was sich mir nicht innerhalb eines Monats irgendwie öffnet, wird verworfen. Wenn ich es offen habe, dann grabe ich natürlich nach Details weiter. Aber ich bin nicht einer dieser Leute, die sich jahrein, jahraus freudig in das selbe Thema vergraben.

Ein Beispiel: Da kannte ich diese theologisch interessierte alte Dame, als ich jung war, die beschäftigte sich mit Leben und Werk des Theologen Paul Tillich und war die große Expertin und fuhr weltweit zu irgendwelchen unvorstellbar ernsthaften Kongressen und war bei der Herausgabe von Nachlassmaterialien involviert. Mein Großvater, der Ex-Pfarrer (AKA 'Pasters Walther' aus dieser Story), war einer der wenigen, der dem Mann seine Sauklaue Handschrift überhaupt lesen konnte, deshalb tauchte sie immer mal wieder mit neu entdeckten Manuskripten auf, daher kannte ich sie. Sie beobachtete, wie ich pessismistisch in meinen Kanopenkrügen vor mich hinfaulte, schleppte mich davon und brachte mir Chemie, Autofahren, und Segeln bei. Die Lady war echt klasse und wäre eine Geschichte für sich wert, aber ihre völlige, jahrzehntelange Ergebenheit gegenüber ihrem Thema? Würde ich nicht können, bei allem Respekt. Meine Haltung: 'Ahh, Tillich hat also im Grunde a), b) und c) gesagt? Sehr interessant! Wie kann denn mein Großvater noch ernsthaft diese und jene Position vertreten und gleichzeitig diesen Inhalt transkribieren? Er ist ein traditionalistischer Heuchler. Aber es lohnt sich eh nicht, zu argumentieren. *seufz* Erzählen Sie mir lieber von Harvard und dem amerikanischen Bildungssystem.' (Ich habe die Lady bis zu ihrem Ableben nur gesiezt; ich war die Sorte ergebener kleiner Schüler, der bei den Besuchen dort zum Erstaunen meiner normalen Umgebung freiwillig die Hausarbeit machte; aber ihr Tillich-Archiv wohnte in dieser total unbeschreiblichen Kellerküche, deren Zustand... Aber ich schweife ab.)

zu 2: Daraus können wir ein neues Stöckchen machen: Fotos von 3 bis 5 Deko-Elementen aus der persönlichen Umgebung des Bloggers, mit der dazugehörigen Geschichte. Wenn ich das Stöckchen dann an die Ladies Gutemine und Petersilie weiterreichen dürfte, fange ich auch an...

petersilie, Donnerstag, 1. März 2007, 06:29
Es wäre wahrscheinlich leichter für mich, ein Bild von 3-5 (3.: Haussklave, 4. Bloggende Petersilie, 5. Irgendein Dekodings), als 3-5 Dekoelemente zusammenzubekommen.
Das liegt ein einer tiefverwurzelten Nippesallergie, die bei mir akut im November 1989 ausbrach, sich seither aber als chronisches Leiden manifestiert hat.
Als ich von anderthalb Jahren zum Ungatten gezogen bin, habe ich keine Dekodingse mitgebracht, und seither keine neuen angehäuft.
Dafür besitzt der Ungatte eine Menge unpersönliche Scheußlichkeiten mühsam gesammelte Einzelstücke, mit denen sich ein ganzes Photoblog füllen ließe.

Ich könnte jetzt also Schummeln, aber dann denken Sie ja, daß ich mich freiwillig selbst mit all' diesen Augeburten deutscher Kunsthandwerkskunst, die vermutlich schon einige Arbeitsplätze im Erzgebirge (oder wo auch immer) gesichert haben, umgebe.

Und das wollen wir ja nicht.
Nicht wegen der Peinlichkeit, sondern wegen des falschen Bildes.
Was ich anbieten könnte, wären Bilder von Bildern.
Die müsst' ich aber erstmal aufhängen.
Da dazu eine Dübelei notwendig ist, bringt das unweigerlich monatelange Diskussionen gewisse Schwierigkeiten mit sich.
Sollte ich demnächst mal in der alten Wohnung vorbeikommen - da steht noch dies und das - dann werde ich das Handy zücken, und ein paar Persönlichdinger photographisch festhalten.

gutemine, Donnerstag, 1. März 2007, 09:03
ah ha .... Sie werfen nun also ein Deko- Stöckchen und wenn dieses bearbeitet ist, dann offenbaren bearbeiten sie es auch .... na, das ist ja geschickt von Ihnen :-) .... und wieviele Dekoartikel mit Geschichte sollen es sein? Mindestens 3, höchstens 5 oder komplett freie Auswahl ?

*(schon mal mit der Kamera durch die Wohnung schleichend)*

sethos, Donnerstag, 1. März 2007, 11:15
Zwischen 3 und 5 Dinge; mehr wird doch ein arg langer Post, aber man hält natürlich niemanden davon ab, so richtig lange Blogeinträge abzufassen.

Und ich erwarte nicht wirklich eine Vorleistung; morgen muß ich nicht arbeiten, da kann ich das Zeug bei Tageslicht fotografieren, und dazu die jeweiligen Stories aufschreiben.

petersilie, Donnerstag, 1. März 2007, 06:38
Japanisch und Finnisch nicht gleichzeitig?
Sehr merkwürdig, ich kann nichtmal eine davon getrennt.

Und ich mische gerne.
Aber nur Französisch und Slowakisch.
Mitten im französischen Satz erscheint "unter'm Sprechen" ein Wort, auf das hin sich die Gesichter der Gesprächspartner in Fragezeichen verwandeln.
Das liegt daran, daß es ein slowakisches Wort ist, für dessen Bedeutung meinem Hirn eine französische Vokabel fehlt. Das Gehirn öffnet anscheinend einfach eine Nachbarschublade, und bedient sich eifrig dort.
Damit es nicht so auffällt, sorgt das Sprachzentrum für eine französische Aussprache.

Wenn ich dann frage, warum mein Gesprächspartner mich so derangiert anguckt, und der wiederholt, was ich da gesagt habe, dann bestreite ich erstmal vehement den Gebrauch dieses Wortes.

Manche Leute wissen das. Es heißt dann immer: "Jetzt spricht sie wieder Russisch."

Ich kann aber gar kein Russisch.

sethos, Donnerstag, 1. März 2007, 11:10
Ja, das ist original das selbe Phänomen.

Ich saß mit einem Finnen auf den Stufen des Doms in Helsinki (und die Stufen da sind wirklich mächtig hoch, steil, und breit), da kamen ungefähr ein halbes Dutzend japanische Touristinnen vorbei. Die Idee war nun, sie in ihrer eigenen Sprache anzusprechen und richtig zum Staunen zu bringen. Aber mir fiel nur noch ein einziges Wort ein: gomibako - Mülleimer! Der Rest - unerreichbar. Diese Vokabel, so beschlossen wir, war nun doch nicht brauchbar, und so blieben die japanischen Touristinnen unbeeindruckt.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich a) etwa zwei Monate lang Finnisch gelernt und mir dann 2 Wochen Totalimmersion angetan und b) im vorangegangenen Sommersemester die Zwischenprüfung in Japanologie (Hauptfach) erfolgreich überlebt.-

*rotwerd*