Ist dies die Kategorie 'Corporate Bullshit' oder die Kategorie 'Amerika'?
Man stelle sich das vor:

Große Firma in Atlanta, Georgia. Eine (wohl recht hohe) Mitarbeiterin beschwert sich über das Empfangsschneck in einem anderen Gebäude als dem, wo sie selbst arbeitet. Wiederholt. Formell. Bei deren Chefin. Sie sähe ungepflegt aus. Nicht das korrekte Aushängeschild für die Firma, mit so etwas am Empfang. Man möge das doch bitte ändern, abmahnen, irgendwas.

Die Chefin findet das nicht, muß der Empfangslady aber doch sagen, daß es Beschwerden gegeben hat. Die Empfangslady ruft die Frau an, die in der Personalabteilung für sie zuständig ist; kurze Recherche, dann ruft die Frau von der Personalabteilung zurück, man habe ein Meeting mit der Querulantin anberaumt, HR stutzt sie zusammen, die Empfangslady habe keine weiteren Beschwerden mehr zu befürchten.

Das wäre nun nicht so bemerkenswert, aber was war das Problem? Von der Chefin weiß ich's nicht, aber die drei anderen Frauen sind schwarz, nichts Seltenes in den Südstaaten der USA, richtig? Die Querulantin hatte sich darüber beschwert, daß die Empfangslady ihre Haare auf 'natürliche' Weise trug, kurz und kraus, also weder geglättet noch mit kleinen, angeflochtenen Zöpfchen...

Wenn ich mir die rauhen Massen von Bürgerrechtsaktivistinnen der 1960er vorstelle, die wegen so einem Corporate Bullshit im Grabe rotieren könnten, dann gips dieses Jahr im Süden von Ammiland ein Erdebeben, keine Flut.

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auch-einer, Mittwoch, 5. Juli 2006, 16:12
ja, so sind die amis, wer da auch als hohes tier unbegründet queruliert, kriegt von noch höherem tier einen anschiss in einem extra dafür anberaumten meeting.

nicht so bemerkenswert?

mal andersrum, wie wäre das in einem bundesdeutschen unternehmen, sagen wir einmal einer scheissparkasse, abgelaufen? genau, man hätte der tante gesagt, frau soundso, man redet im haus schon über sie, also ihr haarschnitt, so geht das nicht, wir sind doch hier nicht beim raiffeisen, jetzt gehen sie endlich zum friseur, dafür werden sie ja schliesslich bezahlt.

sethos, Donnerstag, 6. Juli 2006, 14:12
Wir kriegen genau die Situation nicht in einem deutschen Kontext nachgestellt, weil wir kaum drei schwarze Frauen in diesen drei Positionen irgendwo haben - es ging ja weniger um das Querulantentum, mehr um unterschwellige schwarze Selbstdiskriminierung (natürliches Kraushaar ist bäh & muß irgendwie friseurtechnisch bekämpft werden).

Und Kopftuch-Diskussionen sind zu aufgeladen, um so ein Beispiel nachzubauen; da prozessieren sie schon längst, bevor die Personalabteilung eine Chance hätte, vernünftig und beschwichtigend auf alle einzuwirken.

Zugegebenermaßen, diese Empfangslady ist superheftig, wenn sie sich empört - ich habe einmal das falsche Ende von ihr abgekriegt, au weia, das mache ich niiieee wieder...