Wir sind bald wieder da...
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

(Martin Niemöller)
Das fällt mir zu dem Blogeintrag von Don2 ein, den Don1 verlinkt hat.

Wir haben zur Zeit zwei Buh-Gruppen, die 'islamischen Terroristen' und die 'bösen Kinderschänder', an denen der Abbau an Menschenrechten festgemacht und vorexerziert wird. Niemandem im Mainstream unserer Gesellschaft fiele es ein, für diese Nicht- und Untermenschen eine Lanze zu brechen.

Wenn aber diese Popanze geplatzt sind, dann steht vor den Mündungen der mächtigen Waffen, die der Staat (dessen Souverän längst nicht mehr 'Wir das Volk' ist, wenn wir es denn je waren) gegen diese 'Bedrohungen' angeschafft hat: - jeder einzelne von uns!
  • Hartz-IV-Schmarotzer
  • Copyrightpiraten
  • 'Gentrification'-Sager
  • Antikriegsdemonstranten
  • Unicef-Freiwillige
  • Stasi-Gegner
  • Trotzdem-noch-Raucher
  • PGP-Benutzer
  • Politikerlügen-Anzweifler
  • Krankenkassen-Ausnutzer
  • Steuerzahlungsunwillige
Diese 'Verbrechen' richten sich zumeist gegen ein rein ökonomisch verstandenes Gemeinwohl, das niemandem nutzt.

Ein guter Herrscher zu Zeiten, als es noch Untertanen gab, sorgte zuerst dafür, daß es seinen Leuten auf einem einfachen Niveau gut ging -- jeder sollte sonntags sein Huhn im Ofen haben. Das war Gemeinwohl. Ein schlechter Herrscher baute statt dessen Pappmachépaläste. Ein guter Herrscher in den alten, interessanten Zeiten erwartete nicht von seinen Leuten, sich für ihn zu opfern -- er sorgte dafür, daß nur über seine tote Leiche seinen Leuten auch nur ein Haar gekrümmt wurde. Dafür baute er, sagen wir mal, eine Burg, und wenn der böse Nachbar kam und Bauernplündern spielen wollte, dann fanden seine Dörfler mit ihrem Vieh Zuflucht in der Burg, und der böse Nachbar bekam Haue von unserem putativen Grafen. Das war Patriotismus. Ein schlechter Herrscher dagegen ließ es sich von den Steuern seiner Bauern gutgehen.

Heute haben wir keine Herrscher mehr; wir haben eine Solidargemeinschaft mit gewählten Verwaltern. Das ist nicht etwa eine Nachfolge eines germanischen Wahlkönigtums, wie noch die Präsidentschaft der USA es ist; das ist etwas ganz anderes.

Wir sind das Volk. Wir sind souverän. Jeder von uns Kleinverbrechern da oben auf der Liste.

Nur denken unsere Verwalter, sie seien Herrscher, und Steuern und Abgaben seien nicht etwa unsere Mitgliedsbeiträge zur Demokratie, sondern Zahlungen der Untertanen an ihre Obrigkeit, die damit nach Gutdünken verfahren kann. Und um mehr davon zu haben, werden immer mehr Gruppen und Grüppchen aus der Solidargemeinschaft ausgegrenzt und als Schmarotzer gebrandmarkt, als Parasiten, die auf die Kosten 'des Steuerzahlers' leben würden.

Wer sich nichts zuschulden kommen läßt, hat nichts zu befürchten. Wer da oben auf der Liste steht, hat sich ja schon etwas zuschulden kommen lassen und ist freigeben, auf Linie gebracht zu werden. Mit jedem beliebigen Mittel - es geht um das 'Gemeinwohl'!

Dafür wird dieses Instrumentarium aufgebaut -- von Verwaltern, die glauben, sie seien Herrscher. Aber als Herrscher sind diese Verwalter mehr wie die Diktatoren des 20. Jahrhunderts, die in sicheren Bunkern hockend mit aberwitziger Rhetorik das eigene Volk zu hunderttausenden in den Tod treiben, als wie ein vom 19. Jahrhundert verklärter und idealisierter Gotenkönig, der acht Stunden in vorderster Linie kämpft und dann umkommt, aber damit dafür sorgt, daß alle seine Leute mit ihrem Leben, ihrer Freiheit und sogar ihrem Hab und Gut davonkommen.

Traut nicht euren Verwaltern, die sich als Herrscher aufspielen! Ihre Waffen verteidigen nicht euch gegen die bösen Terroristen und Kinderschänder, sie verteidigen das annektierte, entfremdete Gemeinwohl und das ökonomische Interesse ihrer Sponsoren: - gegen euch!!


Einen Teja gibt's auf keinem Wahlplakat; er ist grimmig und unpopulär und würde aus jeder Partei ausgeschlossen; und ganz besonders aus einer rechten, die schon wieder verhohlen von 'Volksgemeinschaft' faselt...

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nazgulnr5, Donnerstag, 22. November 2007, 17:58
Ja, aber was soll man tun? Außer in ein altmodisches Königreich ziehen (->Vanuatu, geht aber bald unter) oder auf merkwürdige Inseln (Kanalinseln, Cayman Islands)?

sethos, Donnerstag, 22. November 2007, 19:11
Ich sage ja gar nicht, daß es in einem altmodischen Königreich besser wäre. Man ist dort ja auch abhängig von der Qualität des altmodischen Königs.

Genau genommen schlage ich gar keine Lösung vor, sondern betrachte das Problem, in Verbindung mit einer Überlegung, die ich neulich in Verbindung mit der Felix Dahn'schen Fassung von Teja angestellt habe.

Übrigens hat der gute Mann damals eine Art Gegenstück zu 'schreiben wir doch wenigstens einen Wikipedia-Eintrag, wenn wir das hier schon alles erforschen' angestellt, nachzulesen hier. Da habe ich also die komplette Quellenlage, aus der er seinen fiktiven Teja konstruiert hat. Das werde ich mal der Bequemlichkeit halber auch woanders einlinken...