Mittwoch, 4. Juli 2007
Das Karnickel als Produkt der Popkultur
'My heart has joined the Thousand because my friend has stopped running - mit diesem Zitat aus 'Watership Down' (nebenbei bemerkt das Buch mit dem miserabelst ins Deutsche übersetzen Titel jemals) verkündete eine Lady auf LiveJournal* das Ableben ihres Karnickels.

Davon hat natürlich das Karnickel nichts; die ganze Karnickel-Mythologie bei Richard Adams (die ohnehin von diesem und jenem verdächtigen Zeugs nur so trieft) ist fiktiv, und das echte Karnickel, das im Stall gelebt, seinen Salat gefressen und bei der Lady an schönen Tagen durch den Garten gehoppelt ist, hatte davon nie gehört und hat damit nichts zu tun.

Wenn sie einen von El-Ahrairahs Volk haben wollte, dann war das arme Karnickel damit überfordert. Genauso wie echte Zierfische total damit überfordert sind, Nemo sein zu sollen.

Mein Katz ist ein Katz ist ein Katz. Er ist nicht wie Francis, auch wenn die Fußnoten bei Akif Pirinçci voller unglaublich nützlicher Katzen-Information stecken; und er ist erst recht nicht wie Mrs. Murphy.


* Kein Link - das Übliche!

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Ekelperson
Die Tour als richtiges Vollekel durchzuziehen wird in der Interaktion schnell schwierig, sei es mit einer Kunstfigur oder im wirklichen Leben.

Zu groß ist das menschliche Bedürfnis, gemocht und akzeptiert zu werden, und die soziale Unfähigkeit, auf erwiesene Freundlichkeit immer noch ekelhaft zu reagieren.

Sogar der Großbuden-Anwalt, der als derartiges Oberekel gestartet ist, daß die Leute ihn schon für eine Kunstfigur hielten, wird jetzt menschlich und beantwortet Fragen.

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Ekelperson
Die Tour als richtiges Vollekel durchzuziehen wird in der Interaktion schnell schwierig, sei es mit einer Kunstfigur oder im wirklichen Leben.

Zu groß ist das menschliche Bedürfnis, gemocht und akzeptiert zu werden, und die soziale Unfähigkeit, auf erwiesene Freundlichkeit immer noch ekelhaft zu reagieren.

Sogar der Großbuden-Anwalt, der als derartiges Oberekel gestartet ist, daß die Leute ihn schon für eine Kunstfigur hielten, wird jetzt menschlich und beantwortet Fragen.

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Mittwoch, 27. Juni 2007
Wölfe
Es ist wie mit den Vulkanen: auch bei Wölfen und anderen wilden Tieren ist es nicht so, daß der Mensch ein Recht hätte, nicht gefressen zu werden.

Man ist halt vorsichtig und organisiert sich.

Anderswo kommen sie ja sogar mit Eisbären klar.-

Und bei dem Telepolis-Artikel finde ich die Unterstellung 'Alle Umweltschützer, die für Wölfe sind, sind Nazis' schon richtig frech.

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Montag, 25. Juni 2007
Ma'at
Manchmal sind die Altägypter doch recht wertkonservativ.-

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Donnerstag, 21. Juni 2007
Schleier
Ich weiß, ich sehe manchmal aus wie Weißbier mit Spucke, so daß sich eine halbnackte Mumie im Museum schämen würde, so auszusehen und rumzulaufen. Das ist das Ergebnis langer Nächte vorm Computer oder im zweiten Hinterhof, solange es den noch gibt. Saufgelage mit dem Nazgul oder irgendwelchen spontanen Finnen können auch zu dem Effekt beitragen.

Jedenfalls wünsche ich mir manchmal durchaus, es sei sozial angemessen, in Mumienbinden oder im kompletten Tuareg-Gewand, bei dem nur Füße, Hände und Augen rausgucken und der Rest mit blauen Tüchern verhüllt ist, in die Arbeit zu schwanken.

Das fällt mir ein zum Vorteil des Schleiers bei Telepolis. Nicht angeguckt werden müssen wäre manchmal schon sehr beruhigend. Nicht nur, von den Grinsegesichtern der Politiker verschont zu bleiben.

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Mittwoch, 30. Mai 2007
Kleine Grundsatzüberlegung
Eigentlich ist es ja so, daß er Mensch an sich sich zu Hause ganz wohl fühlt und nicht unbedingt weggehen will.* Das ist schon seit der Jungsteinzeit so üblich.

Erst wenn der Leidensdruck zu groß wird, setzen sich manche der Leute in Bewegung. Das können Baustellenorks sein, oder Diktatoren; das passiert wegen grausamer lokaler Bräuche und Vorurteile, nicht genug zu Beißen für alle, oder schlicht und ergreifend mangelnden Chancen auf ein menschenwürdiges Leben. Aber es passiert fast nie leichtfertig, und ohne Abschiedsschmerz, und Heimweh, und Sehnsucht nach und Sorge um die Daheimgebliebenen.

Wenn man nicht will, daß die Leute hierherkommen (wo das Brauchtum und die Vorurteile der Einheimischen doch auch manchmal grausam sind), dann verringere man einfach den Leidensdruck bei denen daheim, indem man bei der Lösung all dieser Themen mithilft? Dann bleiben sie doch lieber zuhause und leben ihr menschenwürdiges Leben dort? Das ist doch logisch.

- Das fiel mir zu der ganzen Asyl-Thematik auf Che's Blog so ein. Da verschwenden Behörden ein Heidengeld daran, Leute abzuwehren, denen es in ihren Heimatländern echt schlecht geht, statt mit dem Geld dafür zu sorgen, daß es den Leuten da besser geht! Dann gehen nämlich von den inzwischen nicht abgewehrten Leuten auch wieder welche nach Hause. Weil die meisten Leute es zuhause einfach besser finden, siehe oben.

Und dann haben andere keinen Grund mehr, herzukommen**.

*Außer als Tourist.
**Außer als Touristen.

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Montag, 8. Januar 2007
Auffassungsfrage - oder, Der untote Altägypter hat viel zu gute Laune
Auch im Jahr 2007 ist das Miese Kaff immer noch mies; und auch das Händeschütteln mit 'Frohes Neues Jahr!' macht manche Leute nicht wirklich, systemisch besser. Trotzdem bin ich noch nicht wieder zu meiner üblichen Höchstform an Giftigkeit und Snark aufgelaufen; davon bin ich von der Woche Nichtstun letzte Woche einfach noch zu entspannt. Am Freitag wunderte sich sogar schon einer der Metropoliten bei uns im Keller, wieso ich so ausgeglichen aussähe.

Dazu drei Überlegungen.-

Erstens, Phasenwechsel. Nichts wirklich vorzuhaben bedeutete, daß ich aufstehen und schlafen konnte, wann ich wollte. Sehr schnell verfiel ich in meinen natürlichen Rhythmus - schlafen gehen gegen 5 Uhr morgens, aufstehen gegen 2 Uhr mittags. Okay, zwischendrin mal als Zombie aus dem Bett steigen und den Kater füttern, klar, denn der Kater will morgens sein Frühstück.
Nichts vorzuhaben hieß auch, daß ich eine Menge getan habe - endlich Büchereiausweis erneuert, mit dem Nazgul 'Casion Royale' im Kino angeguckt, Leute getroffen, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe, Buchläden abgeklappert, in denen ich auch schon lange nicht mehr war.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat es mich denn vollends gerissen, und ich habe mich um 4 Uhr in ein neues Projekt gestürzt, ging um 7 Uhr schlafen, war noch so enthusiastisch, daß ich fast nicht geschlafen habe; 12 Uhr wieder raus, dann die üblichen Sonntagsfilme und Sonntagsessen mit dem Nazgul, und um 11 Uhr abends war ich fix und alle - was hieß, daß ich heute früh um acht ohne Probleme auf der Matte stand. Mieses Kaff, ich komme! Phase erfolgreich zurückgewechselt. Das hilft natürlich zur guten Laune.

Zweitens, Input. Da war diese Lady aus einem meiner Online-Projekte, die sich heute früh per IM bei mir beklagte, ihr fiele nichts ein - sie würde doch soooo gerne mehr schreiben, aber alles ödet sie an. Mir fiel dazu leider nur ein, daß manchmal einfach nix inspiriert - ich sitze dann vor dem Stapel ungelesener Bücher und kann mich für keins davon entscheiden. Die arme Lady klagte darauf nur, sie würde schon gar nicht mehr lesen - sie sitzt nur und guckt auf ihren Computerbildschirm; vielleicht solle sie weniger Zeit online verbringen. Dann mußte sie gehen.-
Ich war zuerst sehr betrübt und reuig, und dachte, 'Ohgott, wir öden sie an, ich muß ein besseres Gesamtthema erfinden, um sie bei Laune zu halten - ich wußte doch, das was ich ausgebrütet habe, ist nicht umfassend genug und bezieht sie nicht genug ein!' Dann kam ich aber selber an einen öden Ort, wo man gut denken kann, und mir fiel es wie Schuppen von den Augen - ihr fehlt einfach der Input!
Jeder große Schriftsteller war oder ist immer auch ein großer Leser. Diese überquellenden Bücherregale im Hintergrund von Fernsehinterviews oder Webcam-Aufnahmen sind doch keine Staffage! Um Output zu produzieren, ist ständiger, zufälliger Input notwendig, und damit meine ich nicht nur direkte Inspiration oder Recherche. Ich selbst kenne gar keine komplette Input-Deprivation, denn ich sitze immerhin noch jeden Tag 20 Minuten hin und 20 Minnuten zurück mit einem Buch in der S-Bahn; aber wenn diese Lady vor lauter Leuten und Verpflichtungen und dann den Freuden der Online-Schreibprojekte nicht zum Lesen kommt, dann geht ihr irgendwann der memetische Saft aus.
Mir geht es auch dshalb jetzt so gut, weil ich mich letzte Woche richtig gut in zufälligem Input suhlen konnte - ich habe nach und nach die zweite Hälfte von 'Torchwood' angeguckt (jetzt fragt mich nicht, wo ich das herhabe!) und außerdem, ausgehend von dem GooTube-Video mit Miss Piggy, mal eben schnell den Gesamtbestand der Musikbücherei zum Thema Rudolf Nurejew weggeschleppt (Meine Güte, der Kerl war echt superheftig!! In Zukunft trete ich auch mal Türen ein, weil ich nicht pünktlich bekomme, was ich zum Arbeiten brauche).
Oh, und naürlich ist davon nichts sinnlos, nein gar nicht, ich bin zwar Datenbankbändiger und Online-Geschichtenerzähler, aber sowohl Torchwood als auch Nurejew werden bestimmt mal total nützlich, ich habe noch nie etwas noch zu Abgelegenes erforscht oder betrieben, was nicht innerhalb kürzester Zeit so richtig nützlich wurde - da, auf Nurejews Türeneintreten bei der Wiener Staatsoper kann ich mich schon berufen, wenn ich jemandem erklären will, wie harmlos ich doch bin, im Vergleich zu manchen! Und wenn so richtig schön viel Input ins Hirn fließt, dann wird das Treibgut da drin auch wieder flott, und es kommt Output raus, auch wenn der mit dem Input nicht unmittelbar was zu tun hat.
Ich werde jener Lady sagen, ja, sie hat recht, sie soll weniger Zeit online mit uns verbringen und einfach paar Bücher von ihrem Stapel lesen und natürlich Torchwood angucken - Torchwood ist einfach klasse! Und sich auf keinen Fall zu zwingen versuchen, irgendwas zu schreiben. Wenn sie genug liest und genug Torchwood anguckt (okay, vielleicht auch noch den einen oder anderen sonstigen Film), dann wird sie schon bald wieder ankommen, freudig und voller neuer Ideen, die mit ihren gelesenen Büchern oder mit Torchwood höchstens sehr mittelbar zu tun haben - es ist einfach nur das ganze Zeug in ihrem Hirn wieder flott geworden. Und dann fällt ihr auch wieder etwas ein, was sie schreiben kann.-
Zu Zeiten der Massenmedien und des konventionellen Internet hatten wir ein Problem mit Input Overflow - es gab zu viele interessante Dinge, zu viel Information, zu viel aufzunehmen, so daß man immer nicht wußte, wo man anfangen sollte und dringend Mittel brauchte, den Input zu kanalisieren. In den Zeiten von User Generated Content gibt es nun auch so etwas wie Output Overflow - wir generieren immerfort Content, und es kommt nicht genug nach, das uns irgendwie inspiriert und unsere Denkprozesse am Laufen hält. Gelegentlich muß man sich halt mal völlig beliebig brandneue britische SciFi-Serien und superheftige baschkirische Tänzer reintun - das hilft einfach zur guten Laune.

Drittens, Vorfreude. Da setze ich jetzt eine Überlegung fort, die eben eine unserer Firmen-Klatschbasen in den Raum geworfen hat - jemand, der sonst eher für Boos bei Boocompany gut ist, weil er sich mit so etwas auskennt, als daß er sinnvolle, weitergehende Überlegungen inspirieren würde. Der meinte nämlich, was ihm bei solchen spontanen Urlauben wie dem letzte Woche (bis in den Dezember hinein dachten wir nämlich echt, wir würden letzte Woche arbeiten - die Lage der Feiertage legte das ja nahe) fehlen würde, sei die Vorfreude. Früher hätte er seinen Urlaub für September und Oktober im Februar gebucht und dann die ganze Zeit etwas gehabt, worauf er sich freuen konnte.
Und da muß ich dem Mann wirklich zustimmen - nicht nur Pflichten und unangenehme Sachen muß man planen, auch gute Dinge, auf die man dann hinleben kann. Und das ist nicht nur Urlaub oder materieller Konsum (der gute Mann denkt da doch in recht konventionellen Bahnen) - ich freue mich jetzt schon wie ein Schneekönig auf das Feuerwerk an Knalleffekten, das ich mit paar anderen im März in meinem Haupt-Online-Schreibprojekt abziehen werde!
Vorbereitung, Planung, und das In-Position-Bringen der nötigen Elemente macht einfach Spaß - sobald meine Lady mit dem Output Overflow sich ein bißchen erholt hat, beziehe ich sie stärker ein. Statt ihre eigenständige Kreativität zu sehr zu respektieren und zu sagen, "Wenn du willst, kannst du da oder da anflanschen," werde ich ihr einfach sagen, "Ich hätte gerne das und das von dir dabei," das hilft dann ihr dann auch, wieder zu produzieren - aber natürlich erst, nachdem sie eine Runde ordentlich konsumiert hat! Bis März ist ja noch Zeit.
Aber Vorfreude, Vorbereitungen, Vorausschau inspiriert einfach. Und es muß auch nicht mal so langfristig sein - als ich am Donnerstag in Dunkelheit und Fast-Sturm den Gasteig heruntergelaufen bin, um den Nazgul am Museumskino zu treffen, fiel mir auf, daß ich schon lange nicht mehr bei so schlechtem Wetter so gute Laune gehabt habe - ich freute mich einfach auf den Film, den wir angucken würden, und hatte meinen Rucksack voll ausgeliehener Bücher über Nurejew, die ich mir dann zu Hause, nach dem Film, zu Gemüte führen könnte. Sowas macht einfach gut Laune.

Ich glaube, daraus lassen sich doch schöne Prinzipien für 2007 ableiten:
  • 1) Respektiere deine innere Natur - bist du eine Lerche, zwinge dich nicht zum Eulentum.
  • 2) Halte Input und Output in Balance, gönne dir zufälligen, nutzlosen Input, denn er wird dich doch irgendwie inspirieren. Wir leben in einer Gesellschaft mit Internet und Bibliotheken und Amazon und der Wikipedia - alles, was du brauchst, ist irgendwo da draußen.
  • 3) Plane Dinge, auf die du dich freust; arbeite darauf hin, halte dich während der Durststrecken an der Idee fest; teile es mit anderen, damit die sich auch freuen können und der ganze Hümpel besser drauf ist.
Klingt doch gut, oder?

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