Montag, 9. Oktober 2006
So ein Quatsch...
..., dachte ich mir irgendwann in den 90ern, als ich einen Science-Fiction-Roman las, in dem sich Firmen vermittels ihrer aufgerüsteten Security-Leute physisch bekriegten.

So ein Quatsch, dachte ich wie gesagt, es gibt Dinge, die tun nur Staaten. Wie Zensur.

Niemand fürchtet in westlichen Ländern ernsthaft noch staatliche Zensur; das passiert in China, Iran, Saudi-Arabien, eben all diesen Ländern, die man vorsichtshalber gar nicht erst betritt, trotz touristischer und ökonomischer Verlockungen.

Statt dessen gibt es jetzt die Firmen-Zensur samt den zensurtypischen Begleiterscheinungen Selbstzensur und Realsatire sowie ein Neuerblühen der stilvollen Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen.

Das 'Renommé' einer geschäftlichen Unternehmung ist inzwischen in jedem Fall ein höher zu schätzendes Rechtsgut als die Pressefreiheit und das Recht zur freien Meinungsäußerung - welche beiden auf jeden Fall höher stehen als die Machtansprüche des Staates und einzelner Politiker. Geht ruhig hin und sagt gaaaanz böse Sachen über das Merkel, das interessiert keinen Schwanz, aber wehe, jemand kratzt an einer Randerscheinung der Pharmaindustrie...

Was anscheinend passiert ist: Große Wochenzeitschrift + öffentlich-rechtliches Politmagazin + Gemeinschaftsblog bringen eine Story; Randerscheinung der Pharmaindustrie stört sich & klagt; Zeitschrift und ö-r Fernsehen machen einen offiziellen Rückzieher; Gemeinschaftsblog produziert ein kleines, feines Kunstwerk...

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