Mittwoch, 27. April 2011
Wie man's macht, macht man's falsch
Das Tabu um anderer Leute Kinder.

Das betrifft aber nicht nur Deutschland. Inzwischen ist es vielfach so, daß sich ein Mann unter gar keinen Umständen mehr traut, alleine mit einem fremden Kind zu reden. Meine gute Freundin Sally aus Wales hat dazu neulich von einem Vorfall erzählt, bei dem ein männnlicher Kollege beobachtet hat, wie ein richtig kleines Kind von etwa anderthalb Jahren völlig frei und unbeaufsichtigt neben einem parkenden Auto an einer Hauptstraße herumhüpfte, ganz nah am fließenden Verkehr. Kein zuständiger Erwachsener weit und breit. Da sich der Mann nicht traute, das fremde Kind anzusprechen (denn Männer, die fremde Kinder ansprechen, egal weshalb, sind ja wohl notwendigerweise böse Kinderschänder*) zog er eine zufällig vorbeikommende Frau als Anstandswauwau (!!!) hinzu (sie sah nicht recht ein, wieso sie das sollte, was ja verständlich ist, aber in dem Kontext nicht wirklich zielführend), und gemeinsam paßten sie über eine halbe Stunde auf das kleine Wesen auf. Dann kam die Mutter zurück und stürzte sich kreischend auf sie: "WAS MACHEN SIE MIT MEINEM KIND???" Sie hatte das Kind einfach im unverschlossenen Auto gelassen und war 'nur mal rasch einkaufen gegangen'...

Die Schlußfolgerung aus all dem ist, wer ein fremdes Kind auf einem Brückengeländer oder dergl. herumklettern sieht (will sagen: echte Gefahr!), der macht am besten einfach nur schnell, daß er weiterkommt. Vor allen Dingen, wenn er männlich ist, und niemand anderes dabei ist. Mischt er sich ein, wird er als Kinderschänder verdächtigt; passiert dem Kind was, dann ist er wegen unterlassener Hilfeleistung dran. Also einfach nur das Weite suchen!



* Ein Aspekt, den der Spiegel-Artikel noch gar nicht berührt; dieser Generalverdacht potenziert dann die Komplexität des Themas nochmals.

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